Wer sich einmal intensiver mit gut gerittenen Vollblut-Arabern, Shagyas und Co beschäftigt, wird feststellen, dass man ein sensibles und fein zu reitendes Pferd unter sich hat, welches zwar manchmal seinen ganz eigenen Kopf hat, aber auch schnell neue Aufgaben erlernt, fleißig ist und gerne mitarbeitet.
Der Araber als ältestes reingezogenes Pferd der Welt steckt nicht nur in fast allen anderen Pferderassen als Veredler, sondern ist schon immer ein Kriegs- und Reitpferd gewesen, das sich durch seine Schnelligkeit, Ausdauer und Härte auf der ganzen Welt verbreitete. Erst in den letzten Jahrzehnten wurde die Zucht, besonders bei den Vollblut-Arabern, in Schaupferde und Reitpferde aufgesplittet.
Der Richtige Körperbau:
Der beste Grundstein für ein arabisches Westernpferd ist in erster Linie ein korrekter Körperbau!
Der Araber sollte stets über eine mittlere Größe sowie über ein korrektes und kräftiges Fundament mit starken Knochen, Gelenken und einwandfreie Hufe verfugen. Die Brust sollte nicht zu schmal sein (wichtig für die Balance) und zudem eine gute Tiefe besitzen. Die Proportionen von Vor-, Mittel- und Hinterhand sollten in einem Verhältnis von 1:3 stehen. Das Verhältnis zwischen Beinlänge und Rumpftiefe sollte ebenfalls gleich sein; schlaksige Pferde sind deutlich unausbalancierter. Genauso wichtig sind eine tief bemuskelte und kräftige Hinterhand mit langer und guter Winkelung und eine nicht zu steile Schulter. Schulter, Hinterhand sowie Ober- und Unterlinie sollten die Form eines gleichschenkeligen Trapezes aufweisen. So liegt der Schwerpunkt des Pferdes mehr in der Körpermitte, was dem Pferd den gewünschten Hinterhandeinsatz deutlich erleichtert und sich positiv auf die Balance auswirkt.
Daneben besitzt ein Pferd mit schräger und gut gewinkelter Schulter einen guten Raumgriff und die Gänge sind i.d.R. weich zu sitzen, denn die Schulterstellung begünstigt die beim Westernreiten gewünschten flachen, weichen und runden Bewegungen. Der Oberarm sollte im Verhältnis zur Röhre nicht zu kurz sein.
Neben den Knochenproportionen spielt aber auch die Bemuskelung des Arabers eine wichtige Rolle. Ein gut bemuskelter Rücken und starke Lenden sind neben einer langer Hüfte und kurzen Rohrbeinen z.B. für das Stoppen oder enge Wendungen, wie sie beim Westernreiten häufig vorkommen, wichtig. Die gerade und relativ kurze Kruppe bei den Vollblutarabern steht diesem Umstand leider häufig im Weg, eine gut geeignete Kruppe ist aber durchaus bei einigen Rassevertretern zu finden. Wieso haben Araber diese Kruppe? Der ursprüngliche Araber hat ein hohes Kreuzbein, dadurch einen hohen Schweifansatz und eine 90° Winkelung der Hinterhand. Dieser Umstand ermöglicht ihm, sich mit flachen Gängen sehr ökonomisch und Kraft sparend über lange Strecken fortzubewegen - was ihm beim Distanzreiten natürlich zu Gute kommt, beim Westernreiten aber oft aufgrund des anderen Anspruchs hinderlich sein kann.
Bringt der Araber all die o.g. Punkte gebäudetechnisch mit, darf allerdings eins im Vergleich zu den klassischen Westernpferderassen nicht vergessen werden: Der Araber kommt aufgrund seines Muskelaufbaus ab einem gewissen Leistungsanspruch z.B. bei sehr kraftaufwändigen Manövern in der Reining früher an seine körperlichen Grenzen. Jahrhundertelang auf Ausdauer und Langstrecke gezüchtet, weist der Araber andere Muskelfasern auf, als ein auf Kraft und Schnelligkeit gezogenes Quarter Horse. Verdeutlichen kann man sich diesen Umstand, indem man die Muskelfasern und -Ausprägungen eines 100 Meter-Sprinters und eines Marathonläufers bei den Olympischen Spielen vergleicht.
Was dem Araber aber oft an Kraft fehlt, bügelt er durch andere Stärken, wie seine Sensibilität wieder aus. Sie begünstigt, dass man ihn mit leichter, kaum sichtbarer Hilfengebung reiten kann. Seine mitgebrachte Intelligenz lässt den Araber zudem neue Manöver und Lektionen schnell erlernen. Um im Westernsport erfolgreich sein zu können, sollte man deshalb stets auch auf ein ausgeglichenes Interieur achten. Nur ein nervenstarker, kooperativer und willig mitarbeitender Araber eignet sich für das Westernreiten. Er sollte in jeder Situation mental ausgeglichen, belastbar und leistungsbereit sein und in Stresssituationen nicht hektisch oder gar panisch werden.